Andreas Paeslack, Katalog
zur Austellung "Katzengold"
Das Bedürfnis Wertungen vorzunehmen ist wahrscheinlich
so alt, wie die Menschheit selbst. Doch erst seit dem es Vermittlungstechniken
gibt, können Wertvorstellungen den Wechsel der Generationen überdauern.
Die Formulierung von Werten bestimmen unser ökonomisches Denken,
sie werden aber vor allem auch gesellschaftlich, das heißt moralisch
erzeugt und sind dann das Ergebnis von sozialen Konkurrenzen ebenso wie
von sozialen Koalitionen. Wertvorstellungen strukturieren unser Wissen,
unterscheiden in gut und böse, sortieren Wichtiges von Unwichtigem
und trennen Wertvolles von Wertlosem. Mit ihrer Hilfe, wird unsere Wahrnehmung
geleitet, bilden wir Anschauungen und ermitteln Maßstäbe die
unserer Leben als sinnvolles, wie auch bestimmtes Streben kennzeichnen.
Zu behaupten, es gäbe einen einzigen Wert macht daher keinen Sinn,
denn in einer Welt ohne unterschiedliche Wertvorstellungen gäbe es
nichts zu verhandeln. Ohne Kontroverse, existiert nur Langeweile. Werte
ermitteln sich erst im Vergleich mit anderen Werten. Und das macht Sinn,
denn Wertungen sind grundsätzlich immer konstruiert, da sie isoliert
betrachtet nicht objektiviert werden können. Unsere Wertvorstellungen
sind temporäre Schöpfungen, das heißt sie sind zeithistorisch
bestimmt und unterliegen einem steten Wandel. Ob sie in der Vergangenheit
gefunden wurden oder gerade eben macht keinen Unterschied: sie bleiben
für alle Zukunft in ihrer Bestimmung offen. In ihrer Bestimmung sind
sie abhängig von anderen Werten für die dasselbe gilt. Erst
in einem Netzwerk wechselseitiger Bestimmungen, in der jeder Wert zugleich
einen Freiheitsraum darstellt, bestimmen sich Werte. Die Arbeit am Vergleich
bedingt, das nie einzelne Werte als Lösung in Frage kommen, sondern
immer das Netzwerk von Wertangeboten insgesamt. An der Offenheit des Vorgangs
wir deutlich, dass die Veränderlichkeit von Werten der einzig sichere
Wert ist, in den man investieren sollte. Festgeschriebene Werte bezeugen
eine reglementierte Situation und dann müsste man nach den Ursachen
dafür fragen. Ein Mangel an Streitkultur ist also der eigentliche
Verlust des Wertes, den es zu betrauern gibt, wenn man vom Verlust der
Werte spricht.
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