Michael Groß in der Ostthüringer
Zeitung, 13.3.2002
Ergebnisse im Ideenwettbewerb - Aktion läuft
weiter
Gut 100 brauchbare Vorschläge für die künftige Theaterplatz-Gestaltung
wurden bislang auf die große Tafel vorm Theaterhaus geschrieben.
Drei Wunsch-Schwerpunkte haben sich dabei herauskristallisiert: erstens
der Theaterplatz als grüner Bereich mit Brunnen und Parkanlagen,
zweitens der Theaterplatz als sozialer Treffpunkt mit Biergarten usw.
und drittens der Theaterplatz als kultureller Ort für Kulturarena,
Ausstellungen u.a. Hier tauchen übrigens immer wieder auch Vorschläge
auf, ein neues Theater zu errichten oder wenigstens den Zuschauerraum
wieder aufzubauen.
Sicher seien manche Ideen auch utopisch und irreal, wie Theaterhaus-Geschäftsführer
Roman Rösener meint. Doch im Großen und Ganzen sei man zufrieden
mit dem Echo des Aufrufes der Theaterleute. Man registriere Interesse
und vor allem Akzeptanz. Das Schicksal des Theaters und seines Umfeldes
bewege die Leute stark.
Schon deshalb, so Rösener, sollte dieses Areal am Engelplatz nicht
mit einer herkömmlichen Lösung versehen werden. Das favorisierte
Kunsthaus am Engelplatz sollte zwar gebaut werden - doch nicht als starrer,
musealer Aufbewahrungsort für die Jenaer Kunstsammlung. Rösener
beruft sich auf den Medienwissenschaftler Nils Röller. Der hatte
jüngst untersucht, mit welchen Pfunden Jena besonders wuchern kann.
Er fand den Bezug zur Biologie und warf die Frage auf: Könnte man
nicht von den Anfängen der Biologie einen Bogen spannen ins 21. Jahrhundert,
das wegen Gentechnik und anderer aufsehenerregender wissenschaftlicher
Neuheiten oft schon als das biologische Jahrhundert bezeichnet wird? Lassen
sich unter Einbeziehung des Theaterhauses, der Kulturarena und der Jenaer
Kunstsammlung Naturwissenschaft und Kunst verbinden? Einst habe Jena Zeichen
gesetzt für die Anfänge in der Biologie (Ernst Haeckel) und
heute wieder durch High-Tech-Firmen.
Das erfordere ein neues, innovatives Konzept, betont Rösener und
verweist darauf, dass man im Theaterhaus daran arbeitet. Viele der Vorschläge
von der Tafel könnten da einfließen. Auch die Entstehung eines
"neuen Kraftzentrums unter Einschlussdes nahen Phyletischen Museums
und des Haeckelhauses" wäre so denkbar.
Das aber brauche Zeit zum gedanklichen Wachsen. Und: Die Stadt soll Mut
zeigen und jetzt nicht den Bau eines Bürohauses am Engelplatz zulassen,
nur weil sich dies auf Grund der Ankündigung des Einzugs einer Wohnungsgenossenschaft
auf kurze Sicht rechnen könnte. Das würde die kulturelle und
soziale Perspektive am Engelplatz zerstören und eine große
Chance vergeben.
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