Schaukästen - eine individuelle Ansammlung in der Uni-Klinik Carl Custav Carus Dresden

Jens Herrmann
 

Wir konzipierten im Auftrag des Staatshochbauamtes Dresden in der Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie die Gestaltung der Flurwände des neuen Bettenhauses für die Patienten, die sich dort zur Behandlung aufhalten.
An insgesamt 11 Wandflächen sind setzkastenähnliche, verglaste Schaukästen installiert, bestückt mit Sammlungen von Gegenständen, kleinen Objekten, und Fotografien. In diesen Wandkästen werden die unterschiedlichsten Exponate aus dem Fundus privater Sammler und Beständen von Einrichtungen und Museen zur Schau gestellt.
Im Vorfeld wurden die Möglichkeiten der inhaltlichen Auswahl und Gestaltung der Schaukästen zwischen den Künstlern und dem Klinikpersonal gemeinsam erörtert und besprochen.
Den Patienten soll damit eine vielfältige und unterhaltsame Begegnung und Abwechslung angeboten werden, die ihnen ein wenig Ablenkung von der Verfassung in der sie sich befinden, und die ihren Aufenthalt in der Klinik nötig macht, ermöglicht. Um ein durchaus breites Spektrum aus unterschiedlichen Themenkreisen zu erhalten wandten sich die Künstler auch an öffentliche Museen und Einrichtungen, die im alltäglichen Leben besucht werden können. Zum einen konnten Einrichtungen verschiedener Couleurs als Partner gewonnen werden, die je einen Schaukasten, ihrer Eigenart entsprechend, eigenhändig gestalteten. Zum anderen interessierten sich die Mitarbeiterinnen der Klinik dafür, zwei Vitrinen selbst auszugestalten und sich für einen wechselnden Inhalt zu engagieren. Die Schaukästen bieten, Fenstern gleich, Einblicke in mannigfaltige Lebenswelten. So findet sich in den Klinikgängen eine individuelle Versammlung, die den Klinikalltag für den Patienten wie für das Personal zu bereichern sucht.
Gerade da es schwierig bleibt an der Krankheit des Patienten teilzuhaben, kann durch die Mitteilung vielfältig wertgeschätzter Dinge, die in den Schaukästen zu betrachten sind und die etwas über ihre Herkunft erzählen, eine bescheidene Möglichkeit gesehen werden, etwas Anteil zu nehmen.
Über die ausgestellten Dinge sind diejenigen, die sie zur Verfügung stellten, imaginär anwesend.
Es ist etwas zu erfahren vom Artenreichtum der Schmetterlinge aus dem Tierkundemuseum, von wundervoll bemalten asiatischen Fächern aus dem Völkerkundemuseum, von Reiseimpressionen aus der Beringstrasse, den Fähigkeiten künstliche Blumen zu kreieren, von Elefanten die es nicht nur in Afrika gibt, von Dingen die in Metall gegossen oder in Keramik gebrannt werden können, und von einer eigenwilligen Leidenschaft eines Reisebüros, das eine Sammlung von Sanden aus der ganzen Welt zusammen gestellt hat. Es wird vom Ausstellungswesen Dresdens Anfang des 20. Jh. in Form historischer Postkarten berichtet und von der Reparatur entzweigegangenem Porzellans aus einer Porzellanklinik, wo jeder Versuch unternommen wird, die Scherben wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen, also das Geschirr zu heilen.

Dank gilt denjenigen, die diese besonderen Dinge in das Projekt eingebracht haben:
Gebr. Ihle von der Metallgießerei in Rabenau, B. Herrmann von der Porzellanklinik Dresden/Leipzig, Herrn Nuss vom Tierkundemuseum Dresden, J. Oelker, der die Küste der Beringstrasse bereiste, M. Griebel, Stadtmuseum Dresden, Frau Knöfler, Verwaltungsleiterin der Uni – Klinik, Herrn Beckert von der Seidenblumenmanufaktur Sebnitz, K. England Vom ATLAS – Reisebüro, Frau Dr. Nippa vom Völkerkundemuseum Dresden