Jena am Sonntag, 16.5.2003
Theaterhaus Jena: Debatte über Engel- und
Theatervorplatz
Über mangelnde Aufmerksamkeit muss sich die Kunstaktion auf dem Theatervorplatz
wohl nicht beklagen. Denn eine der aufgestellten Tafeln soll Stellungnahmen
zum Thema, der Zukunft von Engel- und Theatervorplatz, aufnehmen. Wer
sich mit seiner Idee darauf bis zum 31. März verewigen möchte,
sollte vorsichtshalber einen Stift mitbringen. “Ich habe schon öfter
Stifte hingehängt“, sagt Theaterhaus- Geschäftsführer
Roman Rösener. Doch die Schwundrate scheint beträchtlich. Für
Rösener indes ein gutes Zeichen.
Den mit dieser Aktion vom Theaterhaus Jena öffentlich gemacht, soll
sich an einem weiteren markanten Ort der Innenstadt bahnbrechendes vollziehen.
Unter der Überschrift „Platz der Zukunft“ hatte das Theaterhaus
drei Künstler– Jens Herrmann, Wolfram Höhne und Andreas
Paeslack- beauftragt, Ideen über dieses Areal zu verarbeiten und
auf Werbeplakaten abzubilden. Geworben werden soll für die Zukunft
des Platzes und für seine Bestimmung als ein Platz, der Zukunft bietet,
begründet Rösener den Vorstoß seines Hauses. Die Idee
für die Veranstaltungsreihe stammt von dem Medienphilosophen Nils
Röller (Bauhaus- Uni –Weimar). Die Strohballenaktion vom November
letzten Jahres, ausgeführt von Katharina Hohmann, ist ebenfalls in
die entfachte Debatte einzuordnen. Was soll entstehen, ginge es nach dem
Willen der Initiatoren? Zunächst soll die Neubebauung eine Linie
von der „Wagnergasse über Intershop-Tower, Goethe-Galerie und
Universität“ schaffen. Erlebniswelt, Wirtschaft, Wissenschaft,
Konsum und dann die Kunst, so stellt sich das Rösener grundsätzlich
vor. Für die „historische Brache“ Engelplatz, dessen
historische Ansicht mit dem Köhlerschen Theater auf einer der Stellwände
zu sehen ist, ist ein Kunsthaus geplant. Keine neue Idee, könnte
man sagen. Beispielsweise predigt Jenas Kulturdezernent Albrecht Schröter
schon seit Jahren die Vision eines Ausstellungsortes für die Jenaer
Kunstsammlung. (Und hat diesen Wunsch auch an die Meinungswand geschrieben.)
Doch Rösener will darüber hinaus gehen. Sein Ansatzpunkt ist,
das Wirken von Oken und Haeckel, vor allem auch in Jena. „Haeckel
hat zwei Bereiche- Lebewesen und deren Umwelt- miteinander in seinen Forschungen
vereint. Und eine solche Vereinigung sollte auch zwischen Biologie und
Kunst möglich sein.“ Und das Kunsthaus- der in Deutschland
einmalige- Ort der Präsentation. Die Biologie würde immer stärker
in den Mittelpunkt der Menschheit rücken. Und viele Künstler
sich dieses Thema bereits heute annehmen. Jena könnte mit einem solchen
Kunsthaus in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, weit über
die Stadtgrenzen hinaus, rücken. Ein Kulminationspunkt, ein Haus,
das durch seine Inhalte sich in einem ständigen Entwicklungsprozess
befände. „Jena wuchert viel zu wenig mit seinen Pfunden, die
auf diesem Gebiet vorhanden sind“, meint der Theatermanager. Neben
der Tradition verweist er auf die Ansiedlung und Entwicklung der Bio-
High- Tech- Firmen am Jenaer Standort, eine Kooperation zwischen Kunst
und Wirtschaft hält er für vorstellbar und wünschenswert.
Das Kunsthaus müsse dabei so architektonisch konzipiert werden, dass
durch einen Bau der Blick von der Innenstadt auf das Theater nicht komplett
verstellt wäre. Der Theatervorplatz selbst könnte zu einem Forum
werden. Im doppelten Sinne: Ort für Veranstaltungen und Ort für
Diskussionen. Einen Wiederaufbau des Zuschauerraumes, der Mitte der 80er
Jahre abgerissen und trotz vorliegender Pläne nicht neu gebaut wurde,
lehnt er konsequent ab. Die Kosten und die Spezifik des Jenaer Theaterangebotes
stünden dem entgegen. Was soll entstehen, ginge es nach dem Willen
der namentlich unbekannten Meinungsäußerer? Eine bei weitem
unvollständige Aufzählung ergibt: Coffee- Shop (mit dem aus
Amsterdam bekannten besonderen Angebot), Frauenzentrum, Shopping- Center,
Kulturbrutstätte, Theaterzuschauerraum, Skulpturenpark, grüne
(Kunst-)Oase, Zoo, Puff, Amphitheater. Letzteren Vorschlag findet Roman
Rösener „Sehr sympathisch“. Die Kulturarena würde
somit auch in der Stadt bleiben können. Nach der visuellen Präsentation
der ersten Denkergebnisse soll zur Kulturarena Jena 2002 die zweite Aktion
folgen. Theaterhaus-Geschäftsführer Roman Rösener kündigte
an, dass auf dem dann wie üblich gesperrten Parkplatz Container als
Ausstellungsräume eine erste Annäherung an das Kunsthaus vermitteln
und zeigen sollen, was schon läuft.
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