Künstlerische Wettbewerbe -
Die Kooperation bleibt auf der Strecke

Wolfram Höhne, Andreas Paeslack
 
Damit die Kunst an den Bau kommt, werden in der Regel künstlerische Wettbewerbe abgehalten. Die einberufenen Kolloquien dienen dann dem Aushandeln der Spielregeln. Vergleichbar mit einem sportlichen Wettkampf erhält jeder der Beteiligten die Gelegenheit, sich schon mal mit der zurückzulegenden Strecke bekannt zu machen. Schließlich fällt der Startschuss und das Dogma der Wahrung des gleichen Informationsstandes macht jedes Abweichen vom geplanten Verlauf unmöglich. Wie der Architekt im Büro, erledigt der Künstler im Atelier daraufhin sogenannte Planungsarbeit. Was dabei häufig unter den Schreibtisch fällt, ist die Komplexität der Arbeit.
Die problematischen Momente der Planungsarbeit erlebt man am besten bei einer Stadtrundfahrt durch eine der frisch sanierten ostdeutschen Großstädte. Planungsexperten, die mit hoher Effizienz das Stadtbild geprägt haben, erkennt man bereits an ihrer Fassadengestaltung. Deren gebaute Schraffuren zeigen das in Beton gegossene Gesetz des Lineales auf dem Arbeitsblatt. Die Bedingungen unter denen Architekten, getrieben von marktwirtschaftlicher Profitmaximierung und politischem Ehrgeiz, ihr Geld verdienen müssen, lassen selbst ambitionierten Büros heute kaum noch gestalterische Freiräume.
Das Prinzip Planung auf die Kunst zu übertragen, ist um so widersinniger. An der Metapher des sportlichen Wettkampfs erläutert, herrschen dort nämlich folgende Bedingungen: Es gibt mehrere Start- und auch Ziellinien, sowie eine Vielzahl an Kampfrichtern, die unabhängig voneinander den Startschuss geben. Denn: Kunst machen bedeutet, den richtigen Weg auf unbekanntem Terrain zu gehen.
Ein Gegenmodell zur starren Gezwungenheit der Wettbewerbe können kooperative Projekte sein. Das setzt bei den beteiligten Autoren, eine nüchterne Einschätzung der eigenen Perspektive voraus. So muss es darum gehen, die subjektiven Ansätze zur Diskussion zu stellen, mit den Gedanken, der an dem Projekt beteiligten Instanzen zu vermitteln oder zu kontrastieren. Die Lebhaftigkeit des geführten Dialoges ist dabei das geeignetste Mittel, um bei Entwerfern wie Adressaten ein Höchstmaß an Identifikation mit dem erarbeiteten Projekt zu erreichen.
Im weiteren Teil der Broschüre werden einzelne Entwurfsgedanken vorgestellt. Dabei sind wir uns bewusst, dass es sich um unsere persönliche Perspektive handelt, die erst in einem kooperativen Ausführungsverfahren seine endgültige Form finden kann.
In der Broschüre werden neun voneinander verschiedene Projektvorschläge gemacht. Diese sind als Anmoderation von Kooperationsangeboten zu verstehen, die erst in einem kooperativen Ausführungsverfahren ihre endgültige Form annehmen können. Der am Ende vorgestellte Entwurf bietet unserer Meinung nach die besten Voraussetzungen, um das Kriterium Kooperation zu erfüllen und wird deshalb von uns favorisiert.