Schnee auf dem Kilimandscharo |
Christiane Mennicke, Begleittext
zum gleichnamigen Ausstellungsbeitrag, "Nebengeräusche",
Kunsthaus Dresden 2003 Die Zettelwand zur Linken im Treppenaufgang verschiebt eine Flut gesellschaftlicher Fragen und Probleme in den Ausstellungsraum der Kunst. Deren Spektrum reicht von global-politischen Fragestellungen bis hin zu konkreten mikrosozialen Dringlichkeiten wie der Suche nach einer Wohnung, einer entlaufenen Katze oder dem Sinn des Lebens. Gezeigt wird das Dilemma ethisch-ästhetischer Entscheidungen. Wie ist es möglich, adäquat auf die Vielschichtigkeit und Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse zu reagieren? Wie können KünstlerInnen der Gegenwart wie auch die Institution eine Ökonomie der Verhältnismäßigkeit entwickeln, auf welcher Ebene agieren sie? Die Zettelwand ist ein selbstironischer und zugleich ernsthafter Verweis auf jene Kunst, die mit diesen Fragestellungen umgehen will und die Möglichkeit der Institution, adäquate Strategien hierfür zu entwickeln. Ein Berg von Büchern, Katalogen und Zeitschriften (alle aus dem Bestand des Kunsthauses) zeigt die tatsächliche Produktion der "Kunstinstitution"- eine Flut von Produkten, die der Repräsentation und Diskursivierung des eigenen Feldes, wie auch der Positionierung innerhalb des Feldes dienen. Eine Produktion, die unter Umständen zu einer Art innerbetrieblichem Informationsstau führt und in der sich eine von den Fragen der umgebenden Gesellschaften latent abgekoppelte Hierarchisierung abildet. "Schnee auf dem Kilimandscharo" zeichnet ein treffendes Bild von den Betriebsbedingungen innerhalb der Kultur. Was bedeutet es für eine gesellschaftliche Praxis, wenn die Mehrzahl ihrer Bestrebungen sich letztendlich nur auf den Aufstieg in die zentralen Tempel der Repräsentation richten? Die Bücherflut verdrängt die KünstlerIn von ihrem Arbeitsplatz. Nur hinter der an die Wand gelehnten Schreibtischplatte, in den marginalisierten Bereichen des Kulturbetriebs, findet die eigentliche Arbeit statt: Kleine Spielzeugbagger schieben das Wort "Zukunft" zusammen. |