Ernst W. Raymund,ddp
Moritzburg zeigt „seine“ Künstler
des 20. Jahrhunderts
In Moritzburg öffnet am Sonnabend eine „Jahrhundertausstellung“
ihre Pforten. Gezeigt werden bis zum 5. August 188 Gemälde, Zeichnungen
und Graphiken von fast 100 Künstlern, die sich alle in irgendeiner
Form vom Jagdschloss bzw. von der malerischen Umgebung , der Teich- und
Kleinkuppenlandschaft, inspirieren ließen. Dabei ist „Inspiration
Moritzburg“ nach Ansicht von Ingrid Möbius, Leiterin des Schlossmuseums,
eine „Jahrhundertausstellung“ im doppelten Sinne. Einmal handelt
es sich um die umfangreichste Präsentation, die jemals dort gezeigt
wurde, und zum anderen konzentriert sich die Ausstellung auf das gesamte
20. Jahrhundert. Ausstellungsorte sind neben dem Schloss die Käthe-Kollwitz-Gedächtnisstätte,
das Haus des Gastes, das Wildgehege und das Künstleratelier Karl
Timmler.
Der Hauptteil der Ausstellung wird im Jagdschloss präsentiert und
ist vor allem den Künstlern der Brücke gewidmet. 1905 ließ
sich Fritz Bleyl von dem Ort inspirieren und in der Folgezeit verbrachten
er und seine Malerkollegen wie Otto Mueller, Erich Heckel, Ernst Ludwig
Kirchner und Max Pechstein die Sommerfrische in Moritzburg. Von ihnen
sind wichtige Originale, vor allem Leihgaben von Museen, privaten Sammlungen
und Erben zu sehen. Allen Bildern ist gemeinsam, dass sie in und um Moritzburg
entstanden oder auf die Ferien dort zurückgehen. Daran anknüpfend
wird in weiteren Räumen des Schlosses gezeigt, wie späterer
Generationen Dresdner Künstler diese Anregungen aufnahmen. Wichtige
Namen sind dabei unter anderem Fritz Winkler, Erich Fraaß und Ernst
Hassebrauk, in neuerer Zeit A:R:Penck, Michael Freudenberg, Eberhard von
der Erde oder Andrea Türke. Die Idee zu dieser umfangreichen Ausstellungen
kam den Beteiligten zur Jahrtausendwende, erinnert sich Ingrid Möbius.
Man wollte „die kleine, aber feine Kunstregion Moritzburg“
in ihrer Vielfalt präsentieren. Die Gemeinde, die Staatliche Schlösserverwaltung,
das Schloss Moritzburg und private Institutionen fanden sich dabei gemeinsam
zu einem Kraftakt zusammen. Zahlreiche Exponate stammen aus dem Besitz
der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, aber auch Privatsammler wie Kurator
Dieter Hoffmann steuerten vieles aus ihrem Besitz bei. Hinzu kommt eine
Sonderpräsentation mit berühmten Porzellanmalern der Porzellanmanufaktur
Meissen, auch hier mit dem Thema „Moritzburg“. In der Käthe-Kollwitz-Gedächtnisstätte
wird das von Jens Herrmann, Wolfram Höhne, Joe Kromsdorf und Andreas
Paeslack gestaltete Projekt „Disput im Himmel“ mit dem Stück
„Die Blaue Bank“ gezeigt. Drei tote Künstler, Repräsentanten
der klassischen Moderne, des sozialkritischen Engagements und der Kunst
in einer Diktatur diskutieren mit einem noch lebenden, mehr oder weniger
ratlosen Vertreter der Gegenwartskunst über den Sinn der Kunst. Das
Stück soll auch szenisch aufgeführt werden. Ein Termin steht
jedoch noch nicht fest.
Im Austellungsraum des Wildgeheges sind Tier- und Jagdmotive Erik Mailicks
zu sehen. Leben und Werk Karl Timmlers wird erstmals im neu eröffneten
Atelier Timmlers in dessen alten Arbeitsräumen präsentiert.
Mit eingebunden in die Gesamtausstellung sind Möbius zufolge frühere
und gegenwärtige Malplätze Moritzburger Künstler sowie
derzeit genutzte Ateliers. Das Haus des Gastes bietet zu allen Stationen
Kutschfahrten, Radtouren und geführte Wanderungen an. Alle Ausstellungsorte
sind täglich von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Die sonst üblichen
Ruhetage der einzelnen Institutionen entfallen.
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