Die ganz große Frage nach dem Sinn der Kunst

Ines Luft in Sächsische Zeitung Dresden
 
„Die blaue Bank“- so nennt die Käthe- Kollwitz- Gedenkstätte ihren Beitrag zur Ausstellung Inspiration Moritzburg. Das Ganze ist untertitelt mit den Worten: „Kunst ist der Resonanzraum der Erkenntnis“. Was den Besucher da wohl erwarten mag? Jedenfalls nichts vergleichbares mit dem, was er an den anderen Inspirations- Orten wie Schloss, Wildgehege, Haus des Gastes und Atelier Timmler zu sehen bekommt. Dort nämlich findet er Werke von Künstlern, die sich in den vergangenen hundert Jahren auf die eine oder andere Weise mit Moritzburg beschäftigt haben.
 
Comicartig durch das Thema
 
Die Sonderausstellung in der Käthe- Kollwitz- Gedenkstätte dagegen nimmt sich des Themas der Inspiration ganz anders an- in einer Art Comic. Vier Künstler setzen sich darin mit der Rolle der Kunst auseinander. Das kann der Betrachter in Wort und Bild verfolgen.
Die blaue Bank am Dippelsdorfer Teich ist für die Gesprächspartnern. Einen Kunstprofessor (noch am Leben), einen Vertreter der klassischen Moderne, die Symbolfigur einer linken, sozial engagierten Kunst und einen Prominenten der Nazi- Kunst (allesamt bereits verstorben und als übersinnliche, wenn auch gut sichtbare Gestalten anwesend). Die drei Letztgenannten versuchen, den Professor auf den ihrer Meinung nach rechten Weg zu bringen... Dann taucht auch noch der eigentümliche Kunstmakler auf und schließlich und endlich Herr Bakowski, ein Mitarbeiter der Gemeinde.
 
Schöpfer hinterlassen noch mehr Spuren
 
Und das alles auf und an der blauen Bank. Ihres Zeichens ein relativer Neuling in Moritzburger Landen, aber durch mehr als den Titel mit dem Stück verbunden. Die blaue Bank zeigt nämlich den direkten Weg zu den Schöpfern der Kunstbegriff- Diskussion. Entstand sie doch im vergangenen Jahr als ein Ergebnis der nicht unumstrittenen Moritzburger Ausstellung Barockhaus. Zu ihren „Machern“ gehörte auch Andreas Paeslack. Er schrieb gemeinsam mit Jens Herrmann, Wolfram Höhne und Prof. Achim Preiß „Die blaue Bank“, ein Stück in drei Akten.Und hinterließ, zusammen mit Jens Herrmann, seine Spuren beim Aktualisieren des Käthe- Kollwitz- Gedenksteins auf dem nach der Künstlerin benannten Platz im Ort.
Gelegenheit, mit den Schöpfern des Stücks zu reden- und nicht nur über ihr Tun in Moritzburg- gibt es am Sonnabend. Dann werden sogar die einzelnen Figuren des Comics lebendig. Denn „Die blaue Bank“ kommt ab 20 Uhr als Theaterstück daher. Abiturienten und Studenten aus Dresden und Umgebung- sie alle haben schon Theatererfahrung in einem Theaterjugendclub gesammelt- geben den Diskutierenden Körper und Stimme. „Und sie interpretieren das Stück so, wie sie es wollen.“, sagt Sabine Hänisch, Leiterin der Käthe- Kollwitz- Gedenkstätte.
 
Muss Kunst immer provozieren?

 
Vielleicht gibt es da selbst für die Autoren so manche Überraschung. Möglicherweise auch durch die Reaktionen der Gäste. Gerade im Zusammenhang mit Barockhaus tauchten jede Menge Fragen nach dem Sinn, vor allem der modernen Kunst auf. Muss Kunst immer und überall provozieren? Wie stehen Kunst und Kommerz zueinander? Welches Kunstverständnis wird von Otto Normalverbraucher erwartet, welches Verständnis der Künstler für Otto N.?
So mancher Besucher der Kollwitz- Gedenkstätte hat sich „Die blaue Bank“ zu Gemüte geführt. „Darunter viele junge Leute, auch Kinder“ sagt Sabine Hänisch. Vielleicht, weil die Comic- Aufmachung gerade bei dieser Altergruppe an gut Bekanntes anknüpft.
Doch auch andere Gäste ließen sich anregen. Unter anderem von diesem „Blaue Bank“ -Gedankenspiel: „Warum interessiert sich das Volk nicht für die Kunst? Weil die Kunst sich nie für das Volk interessiert hat.“
 
Theaterstück „Die blaue Bank“, 14. Juli, 20 Uhr, Käthe- Kollwitz- Gedenkstätte Moritzburg