Bronze-Sporen statt Katzengold

Thüringer Allgemeine vom 15.5.02

WEIMAR (se) An den Stiefelhacken glänzend präsentiert sich seit Sonntag das Reiterstandbild von Carl August am Kubus. Wolfram Höhne, Andreas Paeslack und Jens Herrmann - die derzeit im Neuen Museum ihre Ausstellung "Katzengold" zeigen - legten ihm im Sporen an. Sie vollendeten damit die Legende, dass der Erschaffer des Standbildes, Adolf Donndorf, wegen der fehlenden Reiterutensilien dem Spott ausgesetzt war. Die unwahre Geschichte erzählen am Sockel zudem Bilder der Weimarerin Alma Weber (10).
Ziel der Aktion ist für die Künstler, historische Werte zu aktualisieren, sie in der Gegenwart und damit für die Zukunft neu lesbar zu machen. Damit, so ihre Überzeugung, wird Historisches auch wieder interessant, statt es nur als gegebene Überlieferung anzusehen.
Die Sporen für das Standbild gehörten von Anbeginn zur Konzeption der Ausstellung "Katzengold", die aus Sicht der Künstler nur noch aus einem Kompromiss besteht. Geplant als publikumswirksame "Auffrischung" der Kunst im Neuen Museum, verkümmerte sie zu einer Kistenaktion. Paeslack erklärt das so: Im Museum wurde quasi vergessen, das dort in der für "Katzengold" vereinbarten Zeit die Schau "Bella Pittura" läuft. Und damit korrespondiere aus Museumssicht die Kunst von Höhne, Paeslack und Herrmann nicht. Sie blieb daher - bis auf goldene Wimpel - in Kisten verpackt.
Im Gegenzug erdachten die Künstler die Aktion "Rettet die Arbeitsplätze im Museum". Auf Flugblättern rufen sie die Weimarer auf, ihre Kunstwünsche für das Museum, das sie ja letztlich finanzieren, zu artikulieren und ihm so zu mehr Besucherresonanz zu verhelfen.