Wolfram Höhne
Nachtschmetterlinge und Fossilien

Vorwort zur 2. Ausgabe
Glaubt man Ernst Bloch, so ist die unproduktive Skepsis ein Zeichen für niedergehende Zeiten. Die Leute laufen mit der Waage herum, wiegen ein wenig das Gute mit dem Schlechten ab, und gehen in einem Zustand der Feigheit und des Sich-nicht-engagierens nach Hause. „Man ist müde, und die großen Ereignisse und Erscheinungen interessieren einen nicht, oder sind ferne, und der Nachtschmetterling dieser Müdigkeit, dieses untergegangenen Nichts fliegt bloß um die private Lampe herum.“
Beleuchtet allein das Dämmerlicht des Privaten den Arbeitstisch des Künstlers? Was bedeutet es, als Künstler öffentliche Gelder zu erhalten? Haben wir überhaupt noch Gesprächspartner in den öffentlichen Verwaltungen, die mit ihrer Arbeit das Interesse der Allgemeinheit zu vertreten suchen? Wird der Kunst heute ein gesellschaftsveränderndes Potential zugetraut?
Das Kunst-am-Bau-Programm als die größte Investition des Staates in die Kunst muss in diesem Zusammenhang besonders diskutiert werden, denn wir haben es dabei mit einem fossilen Saurier der Kunstgeschichte zu tun. Dessen Größe lässt Künstler, Politiker, Verwaltungsbeamte und Kunstsachverständige andächtig vor einem eisernen Reglement erstarren. Doch auch der Saurier selbst ist am aussterben.

 
Michael Beier, Vorstand StiftungBaukultur

Mit im Boot

Die Stiftung Baukultur als Förderer der selben im Freistaat Thüringen beteiligt sich an der Herausgabe des „Denkzettel“. Wir freuen uns, dass der Verband Bildender Künstler die Initiative ergriffen hat und die erste Ausgabe auf eine positive Resonanz im Freistaat Thüringen gestoßen ist. Die Bündelung der Kräfte, das Erreichen von Synergien und die öffentliche Darstellung der Gemeinsamkeiten, aber auch der Unterschiede veranlasste uns, dass wir nunmehr mit der zweiten Ausgabe zum Herausgeber wurden. Wir wünschen den Beteiligten am „Denkzettel“ viel Erfolg, eine große Portion Mut, um Dinge anzusprechen, zu schreiben, zu dokumentieren, die ansonsten unausgesprochen und nur „Gedankengut“ bleiben würden.