Gernot Böhme, Jens Herrmann, Wolfram Höhne, Ines Knackstedt, Andreas Paeslack, Büro Schriewer+ Schriewer/ Weimar (Kooperative Kunstpraxis)
Erledigt: Ein Wahrzeichen für den Uranbergbau in Ronneburg

Erledigt: Ein Entwurf für das Uranabbaugebiet in Ronneburg
Kooperative Kunstpraxis „Erledigt“, Ideenskizze für eine Landmarke auf dem Ronneburger Leuchtenberg
 
Der Uranabbau in Ostdeutschland begann wenige Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges. Es entstanden viele tausend Kilometer unterirdischer Gänge, Kegelhalden, die an ägyptische Pyramiden erinnern und mondkrater-ähnliche Tagebaulöcher. 1.200 Millionen Tonnen Erde mussten dafür bewegt werden. Bis zu 120.000 Menschen arbeiteten gleichzeitig an der Gewinnung von Uran. Diese gewaltige Produktionsmaschinerie folgte politischen Motiven. Die Bilanz der Wismut ist die eines 44-jährigen, gesellschaftlichen Verlustgeschäftes. Bisher gibt es 6000 Krebstote unter den Beschäftigten des Unternehmens, ungezählt sind die Toten der sowjetischen Landstriche, die das Uran der Wismut verseuchte, sowie in der kontaminierten Umgebung der Schächte. Sie sind die Gefallenen des Kalten Krieges.
Das Problem der Koexistenz zweier Gesellschaftsentwürfe konnte auf der politischen Ebene, dem Gespräch zwischen den Völkern nicht gelöst werden und seine Vertagung in den militärisch-ökonomischen Bereich löste eine gewaltige wie sinnentleerte Materialbewegung aus. Selbst die Dimensionen des Wismutbergbaus sind darin nur ein Baustein der weltweiten politisch motivierten Produktion gewesen. Was mit der militärischen Forderung nach waffenfähigem Uran begann, ließ am Ronneburger Beispiel zunächst Schachtanlagen entstehen, in denen unter gesundheitsfeindlichen Bedingungen, jedoch gut honoriert gearbeitet wurde. Später kamen Grubenbrände hinzu, weshalb man dazu überging, das Uran im Tagebau zu gewinnen. Von diesem Zeitpunkt an, verlor der Ronneburger Uranabbau an Wirtschaftlichkeit. Das gering radioaktive Haldenmaterial begann sich zu türmen. Stark belastetes Restmaterial der Urangewinnung pumpte man in Seen. Heute sind 200 Millionen Euro im Jahr notwendig, um die verseuchte Landschaft zu revitalisieren, was wiederum gigantische Erdbewegungen und die Behandlung ganzer Landstriche mit aufwendigem Trainagematerial mit sich bringt.
2007 wird in Ronneburg und Gera die Bundesgartenschau stattfinden. Dann sollen die Arbeiten an der schwer geschädigten Landschaft abgeschlossen sein. Der Leuchtenberg wird als begrünter Hügel nur noch durch eine tagebauähnliche Flanke an seine künstliche Herkunft erinnern. In seinem Inneren verhindert ein aufwendiges Materialkonglomerat, dass radioaktive Strahlung von eindringendem Wasser hinausgespült werden. Die Arbeit an den falschen Problemen, die diese Region geprägt hat, ist beinahe unsichtbar geworden.
Ein neues Wahrzeichen für das Ronneburger Land soll diese Geschichte des Landstrichs wieder sichtbar machen. Geplant ist der Bau eines etwa 25 m hohen Stempels, der die Aufschrift “ERLEDIGT” trägt. Sein Standort auf dem Ronneburger Leuchtenberg macht ihn zu einer weithin sichtbaren Landmark, die im Bismarkturm ein historisches Gegenüber findet. Nach dem Verschwinden der Kegelhalden, die eine identitätsstiftende Bedeutung für die Bewohner der Region hatten, kann der Stempel eine neue Projektionsfläche für die Suche nach Identität bieten. Die Vergrößerung des Alltagsgegenstands zeigt das Problem auf der Ebene des täglichen Handelns und evoziert die Frage nach der Wahrhaftigkeit des eigenen Handelns im gesellschaftlichen Zusammenhang. Das Inneres des begehbaren Stempels soll als Ausstellungsraum genutzt werden, z.B. für eine Dokumentation der Wismut-Geschichte.

Für die ideelle, finanzielle und technische Realisierung des Projektes sucht Kooperative Kunstpraxis nach interessierten Partnern. (Tel+Fax: 03643-772936, Mail:
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