Ines Knackstedt, Andreas Paeslack
Bratwurststandort Regierungsviertel

Ein Bratwurststand im Stile der Machtarchitektur
Mit der Kuppel des Stararchitekten Norman Foster begannen die Touristenströme zwischen Pariser Platz und Reichstag zu fließen. Es dauerte nicht lange und auch der Freihandel mit Nahrungsmitteln und Erfrischungsgetränken folgte dem Drang zur Macht, den die Touristen angezettelt hatten. Die Enklave von Currywurst und Pommes mit Schranke war den Vertretern der Macht bald ein Dorn im Auge. Die schmucklose Architektur des Händlerdomizils lieferte den Stadtvätern die amtliche Begründung und so entzog man dem Kleinunternehmen kurzer Hand die Lizenz. Weil in Berlin, anders als in Thüringen, die Sendungen der Macht noch gelegentlich nicht einfach von oben auf die Unteren herab fallen, regte sich darauf hin ein Protest, der sich auf den von der Regierung beschworenen Wirtschaftsstandort Deutschland begründete. Drei Arbeitsplätze waren gefährdet- ein Argument, das heutzutage nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Weil in den öffentlichen Stellen niemand mehr nein sagen will, um es nicht gewesen zu sein, entschloss man sich zu der aus Volksmärchen bekannten Variante der Formulierung eines unlösbaren Rätsels, welches lautete: Baue eine Imbissbude, die an Erhabenheit und Größe der herrschaftlichen Architektur unserer Regierungsbauten in nichts nachsteht. Es war wie im Traum, sie haben die Aufgabe gelöst. Es leben die Kleinhändler, der Wirtschaftsstandort Deutschland und die Findigkeit unserer Verwaltungsbeamten!