Uwe Klos
Spiel mit dem Feuer
Ein offener Brief zum Wettbewerb „Kunst in der Fabrik“
Kooperative Kunstpraxis "Crashtest"
Kooperative Kunstpraxis: Crashtest, Skizze aus einem Kunst am Bau - Entwurf für die Materialforschungs- und Prüfanstalt Weimar, 2004
Sehr geehrte Frau Dr. Klose, sehr geehrter Herr Wönnmann,
 
das Amt für Kultur, Soziales und Bildung und die Firma FEUER powertrain schrieben im Januar diesen Jahres einen gemeinsamen „Kunstwettbewerb“ aus. Nachdem die Ausstellung unlängst zu Ende ging, möchte ich Ihnen als teilnehmender Künstler meine Position zu Ihrem Projekt vortragen.
Selbstverständlich ist ein Wettbewerb keine Ankaufsgarantie für alle Teilnehmer. Darüber soll hier nicht geschrieben werden, wohl aber über die Formen des Umgangs mit Künstlern und der Kunst. Aus meiner Sicht war Ihr Handeln nicht von einem Interesse an Kunst und Kunstwerk bestimmt, sondern wird vor allem Ihrer Selbstdarstellung gedient haben.
Zu dieser Einschätzung gelange ich, wenn ich den Ablauf und die Ergebnisse dieser Aktion betrachte: Im Januar luden Sie nach Nordhausen in die Firmenräume von FEUER powertrain. Dort erläuterten Sie den „Kunstwettbewerb“. Ihre Vorstellung, Frau Dr. Klose, zur Unterstützung und Förderung von Kunst und Künstlern fand ich bemerkenswert. Die Erwartung von Ihnen, Herr Wönnmann, als Geschäftsführer von FEUER powertrain, aus Solidarität preiswerte Arbeiten einzureichen, damit Sie so viel wie möglich ankaufen könnten, befremdete mich. Offensichtlich ging es Ihnen nicht um künstlerischen Anspruch, sondern lediglich um wirtschaftliche Erwägungen. Allerdings wollten Sie, auf eine Frage eines Kollegen hin, Ihren Ankaufetat nicht beziffern. Seltsam auch in diesem Zusammenhang Ihre Erwartung, die gelieferte Kunst müsse das Firmenprofil erkennen lassen. Es ist durchaus üblich, dass Auftragswerke, die also vom Auftraggeber garantiert bezahlt werden, in Abstimmung und nach Vorstellungen geschaffen werden. Das dürfte Ihnen aus der Zeit vor 1989 bekannt sein. Was Sie aus meiner Sicht erwarteten, ist vorauseilendes Andienen und nicht freie Entfaltung der Kreativität. Sicher gibt es Kollegen, die mit der Bedienung von Erwartungen umzugehen wissen.
Trotz dieser Erwägungen reichte ich ein Bild ein, in der Hoffnung, dass es vielleicht doch zu den auserwählten Ankäufen gehört.
Anfang April erhielt ich Ihr Schreiben, in dem Sie Nachricht gaben, dass das „ausgestellte Kunstobjekt“ ab sofort abzuholen sei. Dieses Schreiben empfinde ich als Schamlosigkeit. Nachdem die Künstler beitrugen, Ihre Firmenräume, Herr Wönnmann, für die Einweihung mit originaler Kunst aufzuwerten, kommt als Dank für den Aufwand dieses lapidare Schreiben. Mit mehr Achtung und Feingefühl wäre es Ihnen, Frau Dr. Klose und Herr Wönnmann, ein Bedürfnis gewesen, dem Künstler für seinen Beitrag zu danken, auch wenn nichts von ihm angekauft wurde. Auch zählt es zum guten Ton und dokumentiert Offenheit, wenn Sie mitteilen, von welchem Künstler Arbeiten ausgewählt wurden und wer die Auswahl traf. Immerhin versprachen Sie „cirka zwanzig Kunstobjekte“ anzukaufen. Ich denke, Sie sollten der Öffentlichkeit darüber Rechenschaft ablegen, schließlich hat die Öffentlichkeit, in diesem Falle die Künstler, maßgeblich zum Gelingen Ihres „Kunstwettbewerbs“ beigetragen.
Am 7. April holte ich, mit meinem Kollegen Joachim Schulze, meine Arbeit und die von zwei Kollegen und einer Kollegin bei FEUER powertrain ab. Der Empfang und das Entgegenkommen in Ihrem Hause, Herr Wönnmann, erschien mir äußerst kühl und abweisend. Sie waren im Urlaub und kein anderer leitender Mitarbeiter hielt es für notwendig, sich um die Kunst und die Künstler zu kümmern. Erst nach mehrmaliger Nachfrage geleitete uns eine Mitarbeiterin durch Ihre Fabrik zum Lager, um dort unsere Verpackung zu erhalten.
Auf meine Frage, wo denn die angekauften „Kunstobjekte“ zu sehen seien, wusste in Ihrem Hause, Herr Wönnmann, niemand Auskunft zu geben. Eine erworbene Arbeit entdeckten wir schließlich im Speisesaal. Weitere angekaufte Arbeiten waren nicht zu sehen.
Wohl aber ein Beispiel, mit welcher Herablassung mit den Werken der Künstler umgegangen wird: Das Wandobjekt von Karien Vervoort lag, noch auf seiner Transportunterlage aus Styropor, im Foyerbereich, rechts neben den Ausgang, auf einem Abfallbehälter. Offensichtlich ist das wohl die Art des Hauses, Kunst zu präsentieren, denn am Abfallbehälter klebte das Etikett mit Künstlername und Titel der Arbeit. Wohlgemerkt, es handelte sich dabei um ein Wandobjekt!
Fazit aus meiner Sicht: Kunstförderung ist schnell dahin gesagt, bedeutet aber vor allem professionellen Umgang mit Künstlern und ihren Werken und nicht provinzielles und amateurhaftes Handeln. Wenn Sie wieder einmal mit Kunst umgehen wollen, möchte ich Ihnen die Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler empfehlen.
 
Mit besten Grüßen, Uwe Klos.